Willkommen im Bereich "TEXTE"! Hier findest Du meine eigenen Gedanken und Wortspielereien, aber auch von anderen schreibenden Menschen. Die Quellenangabe findest Du immer in Klammern.  Ich wünsche Dir viel Vergnügen!



Birgit Gantze, 24.11.2022


Birgit Gantze, 2022


Ente im Herbst

 

Wo ist sie denn nur? Ich vermisse sie. Die Frau, die jeden Tag in den Park gekommen ist. Wird ihr doch nichts zugestoßen sein? Sie war immer am Nachmittag da und hat auf der Parkbank gesessen. Immer. Ganz allein. Nie war sie in Begleitung. Stundenlang ist sie dagesessen und hat mir zugesehen. Beim Schwimmen, Futtersuchen, ja sogar als ich meine Kinder aufgezogen habe, war sie unsere Zuschauerin und tägliche Besucherin. Damals konnte ich sogar ein Lächeln in ihrem Gesicht entdecken. Wie schnell man sich an einen Menschen gewöhnt….. Und jetzt ist sie schon den dritten Tag nicht da. Was sie wohl macht? Irgendwie hat sie immer traurig ausgesehen, hat nie gelacht. Naja, warum soll sie auch lachen, wenn sie allein auf einer Parkbank den Nachmittag verbringt. Glücklich wirkte sie nie. Äußerlich wirkte sie sehr gepflegt. Ihre Haare immer zu einer Steckfrisur gebunden und meist hatte sie eine rote Jacke an. Ein dezenter Lippenstift im selben Rotton ließ ihr Gesicht strahlend erscheinen. Aber ihre Augen nicht. Sie blickten leer in die Welt. Ob sie einsam ist? Ich vermisse sie. Wie schön es jetzt gerade bei uns im Park ist! Die Herbstfarben in voller Pracht und die Sonne wärmt noch angenehm. Wenn sie das erleben könnte! Zu kalt kann es doch auch nicht sein, sie war ja im letzten Winter auch regelmäßig hier. Hm, vielleicht ist sie auf Reisen? Ganz weit weg? Ob sie an mich denkt, so wie ich an sie? Oder vielleicht hat sie Besuch? Aber warum ist sie nicht mit ihren Gästen im Park spazieren? Ich würde ihr gute Gesellschaft gönnen. Muss doch langweilig sein, immer so allein. Abe vielleicht ist ja auch ihr Mann krank geworden, wenn sie überhaupt einen Mann hat. Wäre sie sonst jeden Tag da gewesen?

Zwei Tage später

Da ist sie! Da ist sie ja! Aber……wo ist ihre rote Jacke? Sie trägt schwarz…?! Und ihre Augen hat sie hinter eine Sonnenbrille versteckt. Was ist passiert? Ich schwimm mal zum Ufer, damit sie mich sieht.

 

„Na, Entchen? Hast du mich vermisst? So viele Jahre hab ich ihn besucht, meinen Mann. Immer, wenn ich ins Pflegeheim ging, kam ich hier vorbei. Bei dir und den anderen Entchen. Und jetzt ist er nicht mehr da. Mein Mann.“

 

 

(©Birgit Gantze, Oktober 2022 - Input aus der VHS Schreibwerkstatt mit Helena Srubar)


 

Hallo Du! Ja genau du - hör was ich Dir zu sagen habe! Schau in meine Krone - ja sie ist schöner als jede Krone des reichsten Königs auf Erden. Meine Schätze sind für alle da, die sie brauchen und wollen, man kann sich von meiner Krone kleine Schätze pflücken - so oft und so viel man will oder braucht. Wenn der Alltag mühsam ist, deine Energie für manche dir sinnlos erscheinende Dinge verpufft, dann lade ich dich ein, hier her zu kommen und zu ernten. Der Vorrat geht nie zu Ende, alles was genommen wird, kehrt wieder in den ewigen Kreislauf zurück. So geht nichts verloren. Es scheint nur so, aber wenn man genau hinsieht, so erkennt man, dass nur die Form verändert ist. Wie wunderbar oder? Also lass Dich nicht aufhalten und pflücke los. Wie wärs mit ein bisschen Mut, etwas Zuversicht täte dir auch ganz gut und glaube mir, mit etwas Humor sieht die Welt gleich noch ein bisschen schöner aus! Und das allerbeste daran ist, dass Du nur daran denken musst und zack - ist es schon bei dir! Welch wundersame Welt in der wir leben. Tja das ist alles was mir einfällt - so viel und doch auf das Wesentliche beschränkt.

 

Du zweifelst? Dann pflück dir schnell Glaube und Hoffnung - und du wirst sehen, wie schnell das wirkt - es wird erzählt, dass es Wunder wirkt von meinen Ästen zu pflücken; oder wie wärs mit einem Stück Glück?

 

Pflück dir Glück und den Frohsinn gibts noch dazu. Und nicht vergessen, bist du zufrieden und brauchst mal nichts von meinen Gaben - stell dich unter meine Krone und lass die Sonnenstrahlen wie tausend Sterne auf dich regnen, Liebe gibts auch in unendlichen Mengen und keine Angst - von meinen Gaben kann man keine Überdosis bekommen, die schaden würde - oder hast du schon mal gehört, dass jemand von zu viel Liebe krank geworden ist? Und so kannst du immer wieder kommen, Tag für Tag dein ganzes Leben lang und zum Schluss noch ein Geheimnis - Am Ende des Weges bist du vielleicht auch selber so ein Baum wie ich - der endlos gibt und dabei immer schöner wird.

 

So nun genug erzählt - alles ist Dein, Du brauchst es nur zu nehmen! Pflück dir ein Stück Glück!

 

So das war´s, jetzt ist alles gesagt - zumindest mal für heute - es gäbe ja noch unendlich viele Geschichten, die es wert wären erzählt zu werden. Ist es eigentlich egal, ob jemand sie liest? Verlieren oder gewinnen sie an Wert, wenn jemand sie liest oder nicht liest? Ich glaube nicht, denn die Geschichten sind in sich und für sich wertvoll. Es pflanzt sich die Information fort, der Sinn den der Lesende der Geschichte gibt - JA, jeder lebt in seiner eigenen Welt - ich wünschte, Menschen würden Menschen einladen in die eigene Welt und das allerbeste wäre, wenn sie tolle Gastgeber wären, sodass man jederzeit gerne wieder in die Welt des anderen eintauchen möchte und mit neuen Ideen und Inspiration wieder heimkommt!

 

Das wünsche ich mir und allen Menschen. Es gibt so viel zu entdecken!

 

(©Cornelia Mitter, Schreibwerkstatt zum Thema "Bäume", 2.12.2021)

 


 

Der Baum der Klarheit!

 

Ich stehe hier schon seit vielen, vielen Jahren. Das heißt ich bin schon sehr alt und weise. Viel habe ich erlebt an diesem Platz. Als ich noch klein war, wuchs ich neben einer Schotterstraße auf. Die Felder rund um mich herum wurden von den Bauern bewirtschaftet. Ich hatte auch noch 2 Geschwister links und rechts von mir. vor ein paar Jahren wurden sie aber krank und mussten entfernt werden. Und so stehe ich jetzt hier alleine und halte die Stellung.

Ich war schon erwachsen, als die Schotterstraße asphaltiert wurde. Der Verkehr wurde immer mehr und heute fahren täglich sehr viele Autos, Mopeds und Radfahrer, an mir vorbei. viele davon fahren in die Arbeit, manche einkaufen und einige bloß spazieren. Ab und zu kommen auch Fußgeher vorbei, doch das ist selten.

Seit ich meine Geschwister verloren habe, fühle ich mich oft einsam. Trotzdem mache ich immer noch den Lauf des Lebens mit.

Im Herbst verliere ich meine Blätter, ziehe mich in meine Wurzeln zurück, im Winter bin ich für manche Menschen Fotomotiv, wenn meine Äste mit viel Schnee beladen sind. im Frühling treiben meine Blätter und Knospen aus und ich erblühe dann in strahlendem Weiß.

Auch dieses Motiv nützen BaumliebhaberInnen für ihre Fotos. Im Sommer trage ich Früchte, doch ich verrate euch nicht welche!

Vielleicht kommt ihr mich ja einmal besuchen und überzeugt euch selbst, welche Früchte ich trage.

Für manche Tiere bin ich ein Schattenspender. Hasen und Rehe machen es sich unter meinem Blätterdach gemütlich. Doch sie bleien heutzutage nicht mehr lange, weil die vielen Autos sie schnell wieder vertreiben.

Eine Igelfamilie hat es sich unter meinen Wurzeln gemütlich gemacht. Ich wache über sie, solange sie schlafen und hoffe, dass sie im Frühling nicht von einem Auto überfahren werden.

Ich bin glücklich und dankbar dass ich eine Aufgabe habe und als Schutz- und Zufluchtsort nützlich seine kann.

Gerne biete ich auch so manchen vogeln Platz auf meinen Ästen. Sie treffen sich auf meinen Zweigen, um zu plaudern um zu singen und zu lachen. Darüber freue ich mich ganz besonders, denn dann fühle ich mich nicht mehr so alleine.

 

HAIKU

 

Die Glücklichen

die eine Aufgabe haben

fühlen sich dankbar.

 

 

Die zwei Geschwister

die sich leise neben mich gesellen

schreien lauthals.

 

 

(©Rosa Singer, Schreibwerkstatt zum Thema "Bäume", 2.12.2021)

 


Erinnerung

Erklärung Wahrheit

und doch nicht

wahr; Unbefangenheit macht alles

sichtbar. 

("Elfchen", Birgit Gantze, Jänner 2015)


Ein
Wasserglas so
einfach und rein
wie deine Augen strahlend
zerbrechlich und zart steht es
vor uns. Ich kann hindurch sehen.
Licht un
d Schatten, die mir vorher nie bewusst
waren. Hab sie nicht bemerkt. Deine
Augen ganz schwarz. Voller Dunkelheit.
Du machst mir Angst.
Hast dich in
deiner Wut
verloren.
 

("Schneeball", Birgit Gantze, Jänner 2015)


Kristalle glänzen
im Sonnenschein hell wie Glas
zerbrechlich sind wir.

 

Die Sonne lacht mir
ins Gesicht und strahlt
kannst du noch lachen?

 

Blätter fallen ab
landen auf dem Boden
ich steh wieder auf.

   

Veränderung ist gut
sagt man, doch denkt man oft
anders darüber.

 

("Haiku", Birgit Gantze, Jänner 2015)


 „Sehen wir uns irgendwann?“

Irgendwann.

 

„Es tut mir leid!“

Leid.

 

„Ich hab keine Zeit!“

Zeit.

   

Die Realität kippt.

("Gedanken", Birgit Gantze,  2012)


Schlurfende Schritte

 

Knirschen der Winterstiefelsohlen

 

Auf weißer, felsenharter, eiskalter  Vergänglichkeit

 

Das Seelenfenster zu Boden gerichtet

 

Die Welt ringsum verbleicht im Scheuklappenmodus

 

("Winterspaziergang", Birgit Gantze, 2012)


Buchstabe an Buchstabe, Silbe an Silbe, Wort an Wort

 

Zeile um Zeile, Sinn um Sinn, Sätze aneinandergereiht.

 

Geschichte entsteht.

 

Gedanken fliegen im Kreis, finden sich wieder im Sinn,

 

in den Zeilen, den Silben, im Wort.

("Wort um Wort", Birgit Gantze, 2012)


Sich auf den Weg machen.

 

Nicht nach dem Warum fragen.

 

Einfach nur Sein.

 

Den Dingen freien Lauf lassen.

 

Den Alltag ausblenden.

 

Sich Unbekanntem nähern.

 

Begegnung, Loslassen, Abschied nehmen.

 

Den Weg weitergehen.

 

Ankommen.

 

("Unterwegs", Birgit Gantze, 2008)


Ich war am Boden, voll Hass und Wut

Schwarze Gedanken strömten wie die Flut.

 

Ich konnte kaum atmen, das Leben an mir vorüber lief,

bis meine Seele weinte und nach Hilfe rief.

 

Wurde verletzt, gedemütigt, mein „ICH“ vergraben,

kein einzig Wort konnt´ ich damals wagen.

 

Konnte nicht entschwinden dem Kopfwirrwarr,

mein Leben war schon so lange in Gefahr.

 

Dachte mir ständig, mein Leid sei nicht groß genug,

verschaffte mir dadurch gedanklichen Sonderflug.

 

Der führte allerdings nur ins Verderben,

wünschte mir oft, Gott ließe mich einfach sterben.

 

Es gibt Dinge, über die man niemals spricht,

doch der Geist heilt, wenn man das Schweigen bricht.

 

Das Glück führte ganz kurz Regie,

so fand ich einen Engel, der strahlte wie Sie!

 

Er zeigte mir ein mögliches Ziel,

an Kraft und Mut brauchte ich anfangs viel.

 

Er schaute mich an und hörte mir zu!

Meine Seele endlich kam zur Ruh.

 

Langsam kehrt Vertrauen zurück zu mir,

bevor ich an den Lügen anderer erfrier.

 

Der Engel war ein Stück lang mein Begleiter,

meine Perspektiven wurden immer breiter.

 

Das eigene Steuerrad lenken – oder nicht?

Ergreif ich´s, behalt ich die Übersicht!

 

Ich sah Püppchen – genau sieben,

im Leben wird alles aufgeschrieben.

 

Der innerste Wesenskern bleibt heil wie er ist,

auch, wenn das Unglück ins Unendliche misst.

 

Der Engel zeigte mir, auf was es ankommt im Leben,

man es in die Hand nimmt und versucht, nie aufzugeben.

 

Plötzlich fühlte mein Herz: mein ICH ist wichtig,

und das, was ich tue, ist völlig richtig.

 

Mein ICH richtet sich auf, ganz weit empor,

Die Lebenslust kam wieder hervor!

 

Kein Zweifel mehr, und nur ganz kleine Sorgen,

das „Gestern“ lass ich, und freu mich auf morgen.

 

Der Engel blieb stehen und sagte: „Geh du nur ruhig weiter,

du schaffst sie auch allein, die Lebensleiter!“

 

Nun genieß ich jeden Tag ganz unbeschwert,

mein Leben und ICH sind es uns wert.

 

Ich bin gerührt von so großer Dankbarkeit,

 für die vom Engel begleitete Zeit.

 

("Engel", Birgit Gantze, 2011)


Wir waren so jung, wir waren noch Kinder
wie vergeht doch die Zeit, sie vergeht viel geschwinder.

 

Das Elternhaus genau nebenan
wo unsere Romanze begann.

 

Als Schulkind bist du ins Ausland gezogen
am liebsten wär ich dir hinterher geflogen.

 

So sahen wir uns kaum, und wenn dann im Sommer
wenn ihr auf Besuch kamt zu deiner Oma.

 

Das hielt uns nicht ab den Tag zu verbringen
mit Spazierengehen und zur Gitarre zu singen.

 

Das Händchenhalten war für uns so klar
waren wir doch schon längst ein Paar.

 

Die Briefe waren voll von roten Herzen
hielten wir es doch kaum aus vor Liebesschmerzen.

 

Wir konnten es kaum erwarten uns wiederzusehen
um gemeinsam zu planen und in die Zukunft zu gehen.

 

Der erste Kuss ließ nicht lange auf sich warten
wir waren vierzehn, und es geschah im Garten.

 

Schon bald darauf kam die Frage aller Fragen:
„Was ist, wenn wir es wirklich wagen?

 

Und ich dir hier und heut die Ehe versprich?“
Ich zöger nicht lang und sag:“Ich warte auf dich!“

 

Die Jahre vergingen und zogen ins Land
ich vertraute unserem geheimen Band.

 

Die Briefe wurden weniger, die Worte immer dünner
ich verging fast vor Gram und Liebeskummer.

 

Wir waren doch ein Team, was ist geschehen?
und wenn ich es wollte, ich konnt´s nicht verstehen!

 

Das Glück war perfekt, wir waren verliebt,
wurden unsere Gefühle durch was anderes besiegt?

 

Ich hab dich noch in all meinen Sinnen,
an deinem Duft würd ich dich wiedererkennen!

 

  Heut sind wir Freunde auf Lebenszeit

und freuen uns, wenn einer ein email schreibt.

 

("Erste Liebe", für meine Jugendliebe Joachim, Birgit Gantze, 2013)